Femizide sind der
extremste Ausdruck patriarchaler Gewalt, bei denen Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden. Diese Morde
sind keine isolierten Gewaltakte, sondern das Ergebnis eines strukturellen Systems, das auf binären
Geschlechterrollen basiert und patriarchale Herrschaft zementiert. Um Femizide vollständig zu begreifen, muss
man die Mechanismen dahinter verstehen, die oft subtil beginnen und in tödlicher Gewalt enden.
Die
meisten Femizide geschehen im häuslichen Umfeld, oft durch Partner oder Ex-Partner. Diese Taten sind in der
Regel das Ende eines langen Prozesses von Gewalt, Missbrauch und Kontrolle. Häufig beginnen die Mechanismen mit
psychischer Gewalt, etwa durch Einschüchterung, Kontrolle oder emotionale Manipulation. Viele Täter versuchen,
durch diese Kontrolle ihre Partnerinnen in Abhängigkeit zu halten, sei es finanziell, emotional oder sozial.
Frauen, die versuchen, aus diesen Beziehungen auszubrechen oder sich gegen die Kontrolle aufzulehnen, erleben
nicht selten eine Eskalation der Gewalt, die in Femiziden gipfeln kann.
In unserer Gesellschaft sind Männer
und Frauen in starre, binäre Kategorien eingeteilt, denen bestimmte Eigenschaften zugewiesen werden. Männer
gelten als stark, rational und durchsetzungsfähig, während Frauen oft als emotional und schwächer betrachtet
werden. Diese Stereotype, auch wenn sie längst wissenschaftlich widerlegt sind, prägen weiterhin die sozialen,
kulturellen und wirtschaftlichen Strukturen unserer Gesellschaft. Schließlich sind Femizide auch eng mit
toxischer Männlichkeit verbunden – einem Gesellschaftsbild, das Männer zu dominanten, kontrollierenden und
gewaltbereiten Verhaltensweisen erzieht. In patriarchalen Gesellschaften wird Männlichkeit oft über Macht und
Gewalt definiert, während Schwäche oder Vulnerabilität als weiblich und minderwertig angesehen wird. Diese
toxische Männlichkeit führt dazu, dass Männer, die ihre Kontrolle oder Macht bedroht sehen, zu extremen Mitteln
greifen, um diese wiederherzustellen, einschließlich der Tötung von Frauen.
Das kapitalistische System
spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung dieser Ungleichheit. Es fördert patriarchale
Strukturen, indem es Arbeiten wie Kinderbetreuung, Haushalt und emotionale Pflegearbeit, die überwiegend von
Frauen übernommen werden, systematisch aus der Profitlogik ausschließt. Diese unbezahlte Arbeit wird als
selbstverständlich angesehen und entwertet, was Frauen in ökonomische und emotionale Abhängigkeit
drängt.
Ein zentraler Aspekt dieser Gewaltspirale ist die patriarchale Vorstellung von Besitz. Frauen
werden nicht als eigenständige Individuen betrachtet, sondern als Eigentum ihrer Partner. Die Tötung erfolgt oft
dann, wenn der Mann das Gefühl hat, die Kontrolle über die Frau zu verlieren – zum Beispiel, wenn sie die
Beziehung beendet oder droht, dies zu tun. Diese Vorstellung von Macht und Besitz wird durch gesellschaftliche
Strukturen verstärkt, die Männern das Gefühl geben, über das Leben und die Entscheidungen von Frauen bestimmen
zu dürfen.
Die Verstrickung von Kapitalismus und Patriarchat führt zu Abhängigkeitsverhältnissen, die Frauen
schwer entkommen können. Femizide sind das traurige Ergebnis eines Systems, das diese Abhängigkeiten verstärkt
und patriarchale Gewalt reproduziert. Der Kampf gegen Femizide ist daher untrennbar mit dem Kampf gegen das
patriarchale und kapitalistische System verbunden. Um Femizide zu verhindern, müssen diese Strukturen überwunden
werden – der Staat spielt dabei oft keine unterstützende Rolle, da er das kapitalistische System absichert und
somit patriarchale Gewaltverhältnisse zementiert. Deutlich wird dies durch die gesellschaftliche und staatliche
Straflosigkeit. In vielen Ländern werden Femizide entweder nicht ernsthaft verfolgt oder die Täter erhalten
milde Strafen. Dies trägt zur Normalisierung von Gewalt gegen Frauen bei und signalisiert Tätern, dass ihre
Taten nicht mit strengen Konsequenzen rechnen müssen. Auch in Deutschland wird häusliche Gewalt häufig als
Privatsache betrachtet und nicht konsequent verfolgt, was das Risiko von Femiziden erhöht.
Eine
weitere Form von Femiziden ist die Tötung von Frauen aufgrund von Ehrenmorden oder kulturell verankerten
Vorstellungen von „Schande“. In diesen Fällen werden Frauen von Familienmitgliedern ermordet, weil sie angeblich
gegen die Ehre der Familie verstoßen haben, etwa durch sexuelle Unabhängigkeit, außereheliche Beziehungen oder
den Wunsch, eigene Entscheidungen über ihr Leben zu treffen. Diese Form von Femizid ist in bestimmten
kulturellen Kontexten besonders verbreitet, wobei patriarchale Normen und Werte die Kontrolle über die
Sexualität und Autonomie von Frauen aufrechterhalten.
Femizide sind somit kein isoliertes Phänomen,
sondern Teil eines breiten Spektrums von Gewalt, das auf patriarchalen Normen und struktureller Ungleichheit
basiert.
Aktuelle Zahlen in Deutschland
Die
Partner*innenschaftsgewalt steigt seit Jahren kontinuierlich, 2023 wurden bereits rund 133.000 Frauen Opfer von
Gewalttaten innerhalb von Bindungsverhältnissen, laut der Forschung von Dunkelfeldstudien lässt sich sogar davon
ausgehen, dass jede dritte Frau in ihrem Leben Opfer von häuslicher Gewalt wird. Diese Gewaltform richtet sich
durch patriarchale Strukturen insbesondere gegen Frauen, im schlimmsten Fall führt diese sogar bis zur gezielten
Tötung der Frau. Was sich vor allem dadurch zeigt, dass im Jahr 2023 alleine 155 Frauen durch Femizide getötet
wurden, dies entspricht einem Femizid alle zwei Tage. Ebenso ist die Femizidrate zum Vorjahr um rund 17%
angestiegen, weitergehend erfasst das BKA geschlechtsspezifische Tötungen nur innerhalb von Beziehungen, da
Femizide aber auch außerhalb solcher Verhältnisse stattfinden, ist damit zu rechnen, dass die Dunkelziffer
bedeutend höher liegt.